Das Projekt

Das Projekt ist aus einer Technik-Arbeitsgemeinschaft des Engelbert-Kaempfer-Gymnasiums in Lemgo entstanden, die ich als Lehrer für Biologie, Chemie und Physik seit 2014 leite. Es ist ein sogenanntes MINT-Projekt (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik)

Mit Stolz blickt das Projekt „Save the Kitz“ des Engelbert-Kaempfer-Gymnasiums Lemgo auf ein erfolgreiches Jahr 2020 zurück. An 39 Tagen im Mai und Juni 2020 waren bis zu sechs Teams parallel im Einsatz und konnten 253 Rehkitze aufspüren und so vor dem sicheren Mähtod bewahren. Insgesamt wurden 1702 Hektar Wiesen abgesucht, unsere Drohnen legten dabei 1043 km Flugstrecke zurück.

Nicht zuletzt durch die finanzielle Unterstützung durch Sponsoren und private Spender sowie neue Kooperationspartner im Team werden wir in diesem Jahr 10 Drohnen auf täglich bis zu 200 Hektar Grünland einsetzen können. Unser Team ist im letzten Jahr kräftig gewachsen, sodass sich die Arbeit inzwischen auf die Schultern von 33 Piloten verteilt.

Wir bieten Ihnen an, Ihre Wiese am frühen Morgen vor der Mahd auf dort abgelegte Rehkitze zu untersuchen und diese zu bergen. Wenn Sie dieses für Sie kostenfreie Angebot in Anspruch nehmen möchten, kontaktieren Sie uns möglichst frühzeitig, damit wir einen Termin vereinbaren können.

Rehkitzsuchen können mit dem Morgengrauen beginnen und enden spätestens, wenn die Fläche von der Sonne beschienen wird. Bei bedeckter Witterung kann die Suche auch noch am späten Vormittag durchgeführt werden.

Theoretisch ist jede unserer Drohnen in der Lage, in nur 45 Minuten ohne Zwischenlandung eine Fläche von 17 Hektar Wiese systematisch nach Rehkitzen abzusuchen. Da in der Praxis die Drohne jedoch öfter angehalten werden muss, um Kitze zu identifizieren und Ihren Aufenthaltsort in der Fläche mit einem Stab zu markieren, beschränken wir uns auf 5 bis 6 Hektar pro Akku.

Seit dem Frühjahr 2019 bilden wir auch ehrenamtliche Piloten aus, die zum großen Teil Jäger sind. Inzwischen sind somit außer ca. 20 Schülern der AG auch viele Ehrenamtliche beteiligt. Teil des Teams ist ein Jäger, der sich privat eine Drohne gekauft hat. Eine weitere privat gekaufte Drohne können wir bei besonders hoher Nachfrage ausleihen, so dass wir momentan zu Spitzenzeiten mit bis zu 10 Wärmebilddrohnen parallel im Einsatz sind.

Logistische Unterstützung bei der Planung der Einsätze erhalten wir von der betriko GmbH, die uns kostenfrei die Plattform ‚Agrarmonitor‘ zur Verfügung stellt. Die Konstruktion der Drohnen findet in den Werkstätten des Lüttfeld-Berufskolleg statt und wird von Fachlehrern des Berufskollegs begleitet. Die technische Leitung des Projektes liegt bei Herrn Ingo Kirchhof von Kirchhof Automation.

Unsere Technik funktioniert sehr zuverlässig, bei guten Bedingungen und erfahrenen Teams finden wir zuverlässig 9 von 10 in der Wiese abgelegten Kitze. Dies können wir behaupten, da wir natürlich Rückmeldung erhalten, wenn doch ein Kitz beim Mähen der abgesuchten Wiese getötet wurde. Nach anfänglichen Rückschlägen fixieren wir inzwischen die geborgene Kitze am Rand der Wiese, da sie ansonsten häufig wieder in die Fläche zurückkehren.

Ein Problem stellen momentan noch Kitze dar, die bereits so mobil sind, dass sie bei Annäherung der Drohne oder des Helfers abspringen und aus der Fläche flüchten. Es hat sich gezeigt, dass diese Kitze nicht selten nach dem Einsatz in die Fläche zurückkehren. Daher möchten wir in Zukunft in solchen Fällen mit Vergrämungsmaßnahmen arbeiten. Auch sollte die Zeit zwischen Suche und Mahd möglichst kurz sein.

Das Interesse der Öffentlichkeit ist enorm, sodass bereits zwei Fernsehbeiträge sowie mehrere Radiobeiträge beim WDR über „Save the Kitz“ berichteten. Radio Lippe war auch dabei, ebenso die ‚Lippische Landeszeitung‘ mit Wort-und Bildbeiträgen.

In der Zukunft werden wir das Projekt auf eine erheblich breitere Basis stellen, was die Anschaffung weiterer Drohnen und die systematische Ausbildung zusätzlicher Piloten notwendig macht. Die Nachfrage ist so groß, dass wir aufgrund Drohnen- bzw. Pilotenmangels gehäuft angefragte Einsätze absagen müssen. Aus Sicht des Artenschutzes wäre wünschenswert, in Zukunft Drohnen mit noch leistungsfähigeren Wärmebildkameras auszustatten. So könnten Gelege von Wiesenbrütern identifiziert und geschützt werden. Leider sind derartige Wärmebildkameras mit etwa 4000 Euro sehr teuer …

Ziel unseres Projektes ist es, verschiedene Interessengruppen aus der Landwirtschaft, den Jagdverantwortlichen und dem Naturschutz zusammen zu bringen. Die Schülerinnen, die maßgeblich an dem Projekt beteiligt sind, lernen daraus auch für ihre Zukunft.

(Dr. Daniel Muschiol, Projektinitiator)

PS: Besuchen Sie zur Kontaktaufnahme bitte auch den Link unter Kontakt oder schauen Sie sich den neuen Flyer an!